Werdegang einer Autorin

Vom 40 Tonner zur Buchautorin

 

Schon bevor ich mit dem Fernfahren begann, stand ich mit beiden Beinen im Leben. Meine Geschwister und Ich wurden zur Selbstständigkeit erzogen. Ich denke, dass von klein auf mein Lebensweg vorbestimmt war. Obwohl meine Mutter verzweifelt versuchte, mich in ein "anständiges Mädchen" zu verwandeln, hatte ich nie das Bedürfnis- kochen oder nähen zu erlernen. Viel lieber kletterte ich mit einer Freundin in den Höhlen unseres Waldes, um diese zu erkunden.

Die Zeit verging und meine Eltern bemühten sich um eine Lehrstelle für mich. Mein großer Traum: eine Lehre als Automechanikerin. Undenkbar zu jener Zeit als junge Frau.

Ich fügte mich und wurde in einem Wein- und Spirituosenhandel als Einzelhandelskauffraulehrling eingestellt. Bevor ich meinen Beruf abschließen konnte, wurde das Geschäft geschlossen. Mein Weg führte mich weiter als Saisonkraft ins Gastgewerbe. Jahre später, wollte ich mich beruflich verändern und wurde Lagerarbeiterin im Versand eines Großhandelsbetriebes. Ich hatte kein Glück mit den Firmen, denn einige Jahre später, wurde auch dieses Geschäft geschlossen.  Wieder musste ich mich umorientieren. Mein damaliger Kollege, der als Lkw-Fahrer angestellt war, ermöglichte es mir, mit dem betriebseigenem Hängerzug eine Runde am Firmenparkplatz zu drehen. Die Leistung des schweren Gerätes imponierte und faszinierte mich auf Anhieb. 

Seit Jahren verspürte ich den Drang in die weite Welt zu reisen, jedoch die Altlasten ließen es nicht zu. Jetzt ergab sich die Möglichkeit. Ich absolvierte den Führerschein für die "Riesen der Landstraßen" und begann mit der Stellensuche. Es war nicht leicht, eine Firma zu finden, die eine Frau als Fernfahrerin einstellte. Viele Transportunternehmen und Speditionen bestellten mich zu einem Vorstellungsgespräch und ließen  mich oft stundenlang warten, um mir dann letztendlich eine Absage zu erteilen. Ich ließ mich jedoch nicht beiirren und etwa sechs Monate später, konnte ich mich über meine erste Stelle als Lkw-Fahrerin freuen.

 

Zu jener Zeit begann das größte Abenteuer meines Lebens

 

Der Neubeginn war nicht leicht für mich. Obwohl sich mein erster Dienstgeber darüber freute, dass eine Frau erstmals in seinem Betrieb als Lkw-Fahrerin arbeitete, hielten meine Kollegen am Beginn meiner Fernfahrerkarierre - einige Meter Sicherheitsabstand. Zu jener Zeit war es nicht üblich, dass Frauen in einem Männerjob tätig wurden. Dennoch, nachdem sich die Männer an mich gewohnt hatten, wurde ich größtenteils von den Kollegen unterstützt.

In der Fahrschule lehrte man mich die technischen Details eines Lkw´s, jedoch die Praxis an sich, gewann und gewinnt man auch heute nur, mit viel Übung am Gerät. 

Ich war sehr erfreut über die Chance, jedoch gestaltete sich die Umsetzung meiner ersten Tour als sehr schwierig. Bei stürmischem Schneegestöber und beißenden Minusgraden, verstaute ich meine Reiseutensilien im Lkw. Ich startete den Truck unter Schwierigkeiten. Dann versuchte ich die Wegfahrt.....

Der Film über Lastkraftwagenfahrer

Der produzierte Film von Autofocus "Verband der Automobilimporteure" beiinhaltet Richtlinien, welche alle Kraftfahrer in der Europäischen Union einhalten müssen, um einen Lastwagen   (über 3;5 Tonnen Gesamtgewicht) lenken zu dürfen.

Ich möchte mich herzlichst bei den Produzenten von "Autofocus" für den Bericht bedanken.

Als ich 1994 mit dem Fernfahren begann, hatte ich nur eines im Sinn: meine Altlasten zu begleichen. Ich stieg in den Lastwagen und fuhr um die halbe Welt, Tag und Nacht, um mein Ziel zu erreichen. In den vielen Jahren der Entbehrungen, blieb mir keine Zeit für all das Schöne, was die Welt zu bieten hatte. Sei es in den Bergen zu wandern oder in Urlaub zu fahren. Die Wende kam erst, als ich 2012 mein Leben umstrukturierte.

Zu jener Zeit schrieb ich den ersten Teil meine Autobiografie "Die Frau im Truck - 60 Kilo auf 40 Tonnen". Meine Freundin Sabine Holemar unterstütze mich dabei. Sie korrigierte die Biografie auf Rechtschreibfehler und half mir, den passenden Verlag zu finden. Um dem ganzen Projekt den richtigen Schliff zu geben, begann ich mit der Erstellung der Homepage. Erst als ich die Website fertig gestellt hatte, konnte ich die Werbetrommel rühren. Die vielen Stunden Arbeit lohnten sich. Es gelang mir; im Zuge vieler Lesungen in Deutschland und Österreich, mein Anliegen zu mehr Rücksicht im Straßenverkehr, an die Zuhörer weiterzugeben. Die Medien, sei es jetzt Radio, Fernsehen oder Internet halfen mir dabei.

Mit 44 Jahren erlernte ich den Beruf einer Lagerlogistikerin. Ich wollte meine Ausbildung vervollständigen und hatte Gelegenheit, bei der Firma Wakolbinger/Behamberg, das Staplerfahren zu perfektionieren. Einen ganzen Monat erwiesen mir Karl und Anni Wakolbinger den Freundschaftsdienst, mein Können zu erweitern. Doch tief in meinem Innern war ich nicht zufrieden mit meiner Berufswahl. Mir fehlte das Fahren mit schwerer Gerätschaft. Wieder war es Karl, der mich 2015 auf den richtigen Weg führte. Er ermöglichte es mir, in den Stadtbetrieben in Steyr als Autobusfahrerin im öffentlichen Verkehr mit Linienbussen zu fahren. Nie hätte ich gedacht, dass diese Berufswahl mich derart befriedigen würde. 

Heute muss ich gestehen, dass ich leidenschaftlich gerne den Bus durch meine Heimatstadt lenke, um die Passagiere an ihr Ziel zu bringen. In den letzten Jahren erlernte ich nicht nur den richtigen Umgang mit dem Autobus, sondern auch - wie man lebt.

Ich schrieb den zweiten Teil meiner Lebensgeschichte und machte sie publik. Jetzt bin ich darum bemüht, die beiden Bücher in die englische Sprache übersetzen zu lassen und um sie selbst zu publizieren; lerne ich Englisch.

Dabei lasse ich jedoch mein Ziel, zu mehr Verständnis gegenüber den Schwerlastfahrern im Straßenverkehr, nicht aus den Augen. 

Regina Lidlgruber

Das Leben einer Fernfahrerin

Vergangenheit

Regina L. lebt in einer Kleinstadt in Österreich und aufgrund ihrer turbulenten Vergangenheit, beginnt sie mit dem größten Abenteuer ihres Lebens. Der Anfang ihrer Fernfahrerkarriere stellte sich schwieriger dar, als die junge Frau sich gedacht hatte. Nachdem sie den Führerschein im Jahre 1994 für den 38 Tonner endlich in der Tasche hatte, begann sie Anfang Sommer mit der Arbeitssuche für eine Stelle als Lkw-Fahrerin, die im tiefsten Winter endete.

Da Frauen zu dieser Zeit vorwiegend zum Gebären von Kindern und für den Haushalt bestimmt waren, wurde sie von vielen Firmeninhabern nur verhöhnt. Von über 120 Firmen hatte sich nur ein Betrieb bereit erklärt, ihr die Chance für den Neuanfang zu geben. Schon alleine die Abfahrt bei der ersten Tour war ein Problem, da sie bis jetzt nur in der Fahrschule mit so einem großen Lastwagen gefahren war und der Lehrer immer daneben saß.

Das Glücksgefühl beim Einräumen der Reisetaschen endete mit einem Schlag, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wie sie den riesigen Truck vom Platz bewegen sollte. Immer wieder startete sie einen Versuch, den Ganghebel in die richtige Position zu bringen, doch es gelang ihr trotz "Zwischenkuppeln" und "Zwischengas" geben nicht. Kurz vorm Aufgeben ließ sich der spießige Schalthebel wie durch ein Wunder in die richtige Position bewegen und sie fuhr mit einem lauten Aufheulen des Motors Richtung Autobahn.

Schon zu Beginn ihrer Fernfahrerkarriere lernte die Frau, wie hart und einsam so ein Fernfahrerleben sein konnte, doch sie dachte nicht im Traum daran, ihr hochgestecktes Ziel aufzugeben. Die ersten Wochen wurden für Regina zum Höllenritt in eine ihr unbekannte Domäne, die sie jedoch im Laufe der Zeit lieben lernte und nie bereute, obwohl ihr so viel abverlangt wurde.

 

Zukunft

Mir ist es wichtig, dass auch Außenstehende den Arbeitsablauf eines Kraftfahrers kennen lernen. Viele von ihnen denken, dass der Job eines Chauffeurs nur darin besteht, aus dem Fenster zu sehen und die Autofahrer durch Elefantenrennen auf der Autobahn zu ärgern.

Doch der Schein trügt, nicht nur wegen den harten Arbeitsbedingungen, denen wir bei jedem Wetter ausgesetzt sind. In der Nacht, bei Schnee und Eis in der Prärie herum zu kurven, um die Ware bei den Firmen termingerecht abliefern zu können. Der ständige Druck und die dadurch entstehenden Strafen bei Polizei oder BAG, machen das Leben eines Lkw-Fahrers auch nicht leichter. Nicht zu vergessen, die Gefahr vor Überfällen, wenn man auf abgelegenen Parkplätzen Rast machen muss. Auch leidet oft das Familienleben darunter, wenn der Fahrer die ganze Woche oder länger unterwegs ist. Und zu guter Letzt das geringe Gehalt für die Strapazen.

Natürlich gibt es nicht nur Schattenseiten in diesem wunderbaren wie auch harten Job.

Durch die hohen Anforderungen wurde ich jeden Tag aufs Neue gefordert und lernte selbständig zu arbeiten. Die Entscheidungen, die ich eigenständig treffen musste, machten aus mir eine selbstbewusste Frau, die sich in jeder noch so pingeligen Situation zu helfen wusste. Ich bin stolz darauf, eine Kraftfahrerin gewesen sein zu dürfen und von den meisten Kollegen vollständig anerkannt worden zu sein. Viele hilfsbereite und nette Menschen kreuzten meinen Weg, die auch heute noch meine Freunde sind. Ich durfte Länder kennenlernen, die ich nie bereisen hätte können, wenn ich diese Arbeit nicht verrichtet hätte. Besonders hat mich die Kollegialität unter den Fahrern beeindruckt.

In diesem Sinne möchte ich mich bei Allen bedanken, für die Erfahrungen, die ich mit Euch machen durfte. Gute Fahrt, Eure Truckerlilly

 

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© Die Frau im Truck - 60 Kilo auf 40 Tonnen